Die Teezeremonie V.

Die Teezeremonie V.

Zu gern gibt sich die moderne Bürgerlichkeit der Tugend der Wertschätzung hin(Achtung:Werte werden geschätzt ). Sie mahnt die Wertschätzung von Qualität an, die durch romantisch-ökologische Nachhaltigkeit, eine sakrosankte Tugend der Konservativen, begründet wird. Aus dieser Ecke wehte nun wellenweise der Föhn der Teepackungsansprache den Anwesenden ins Antlitz, derer zufolge jener ein ganz besonderer Tee sei, den sie aus ihrem Urlaub in Sri Lanka vor ein paar Wochen (um Missverständnisse zu vermeiden, wiederhole ich für die Normalsterblichen: „SRI LANKA“) mitgebracht hätten und natürlich nicht einfach dort gekauft, sondern unter den besonders authentischen Umständen einer Teeverkostung auf der ihrem Hotel gegenüberliegenden Teeplantage erstanden und, ich glaube mich zu erinnern, mit Kenntnis der Namen und Personen sämtlicher an der Herstellung des Inhaltes dieser Tüte Tee beteiligten TeepflückerInnen, denen sie schon morgens, wie sie barfüßig zur Arbeit gingen, achtungsvoll grüßend begegnet seien! Vor meinem geistigen Auge läuft der durchidealisierte Werbespot. Ich könnte meinen, gehört zu haben, dass die ArbeiterInnen sogar auf dem Pflückzertifikat namentlich erwähnt seien. Es fehlte nur noch der Hinweis, dass die ArbeiterInnen dafür bezahlen, dort arbeiten zu dürfen.

So wechselte dann diese „Tüte“, nein, dieses Couvert erlesenen Tees seinen Besitzer und wenn ich der neue Besitzer gewesen wäre(Neid?), hätte ich vor lauter Demut diesen Tee, einem Kunstwerke gleich, niemals anrühren, geschweige denn anbrechen können und es entzündete sich ein Familienkrach, wenn der erste Konsument auch nur den Hauch einer Nichtwertschätzung ahnen liesse, so wie es Jugendliche manchmal gedankenlos tun: Das sei doch schließlich der Tee aus Sri Lanka von Onkel T., höre ich ich mich schon mahnen, den könne man doch nicht einfach offen stehen lassen! Wobei mir dazu, um von mir abzulenken, wert-und nichtwertschätzungsmässig, die Geschichte einfällt, mit der dann dieser denkwürdige Vor-Weihnachtsnachmittag beschlossen wurde und deren märchenhafter Inhalt sich anlässlich der aufgeflammten Flüchtlingskrise zutrug und sich nun über uns ergießen sollte.

Fortsetzung folgt....

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8 years ago
The Spirit Of Frutdel

the spirit of frutdel


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9 years ago
Treten Sie Näher…und Erleben Sie Die Einzigartige Solidarität Von Abweichlern Der Unterschicht, Die

Treten Sie näher…und erleben Sie die einzigartige Solidarität von Abweichlern der Unterschicht, die vor ihrem Etablissement das Schauspiel : Der Blinde hilft dem Lahmen beim Verrichten der durch endlose, die Zeche in den Himmel steigen lassende Bierströme angeregten, erlösenden Notdurft, aufführen.

Gleicht der Stehende, sich und den Knieenden Stützende nicht dem heldenhaften Sankt Martin, der, eben von seinem Monteurroller herabgestiegen, seinen Mantel, wenn er denn einen hätte, entzwei zu reißen, um damit zumindest eine Überschwemmung zu verhindern, hoffend, selbst trockenen Fußes in die Gaststätte zu gelangen, um sich anschliessend, sozusagen solidarisch, ja solidaritär(!)in den gleichen Zustand der zeitweiligen Hilfebedürftigkeit zu versetzen, sich nicht erhöhend und besser dünkend, wie unsereiner in voyeuristischer Bürgerlichkeit ?

Jede Störung dieses ikonenhaften Stillebens bedeutete ein humanitäres

Verbrechen gegen diese Menschlichkeit -

und letzten Endes, um ein Mal den Medienjargon zurecht zu rücken, crime against humanity, pars pro toto gegen die Menschheit!?


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10 years ago

The Attack Of The 50feetWoman

In Gesellschaft einer norddeutschen Amazonin / Essay

Zwei Jahre lang hatte ich es geschafft, mir während meiner Umschulung in der Klasse beim Blockunterricht und später bei 2 Tagen Schule in der Woche, mir meine Neutralität gegenüber mehrheitlicher Weiblichkeit, insbesondere gegenüber der B., zu erhalten; 4 Wochen nach bestandener Prüfung wurde ich für meine Zurückhaltung zur Klassenabschlußparty mit einer Nacht belohnt, die in der Chronologie meiner Lieblingsnächte gerade zu höhepunktete.

Die B. war (bzw.ist), zunächst, gerade wegen Ihrer scheinbaren Unauffälligkeit, auffällig. Sie schminkt sich im Gegensatz zu Ihrer weiblichen Umgebung wenig bis gar nicht. Ihre dunklen Haare sind mit einem rosettenfusseligen Haargummi stets zu einem Zopf schlicht, um nicht extra-ordinär zu sagen, gebunden. Sie trägt schlichte, sachliche Kleidung, eher konventionelle Microfasertracht in Form eines Fleeces,dazu enge Stretchjeans; an Schmuck kann ich mich so gut wie nicht erinnern, kein Parfum. Als ob sie ihre Weiblichkeit verbergen wolle. Sie hat einen ernsthaften, ja fast autoritären Blick, immer, ja „allzeit“ bereit, diesen Laser einzusetzen. Sie ist freundlich durch Selbstbewußtheit, primehr in körperlicher Hinsicht. Ihr Intellekt reicht ihr vollkommen aus. Sie benötigt diesen gar nicht, um sich Präsenz zu verschaffen; sie scheint mit allem ausgestattet, was sie braucht, um durch reine Anwesenheit in Ihrer Klasse, damit meine ich auch die gesellschaftliche, durch körperliche Präsenz und vor allen Dingen, ihrer Klasse im Wesen eher fremd, durch Zurückhaltung, Schweigen und Beobachtung, zu „herrschen“(welch unpassendes Wort bei so viel Weiblichkeit). Eiserne Selbstkontrolle scheint durch, die ihre physische Präsenz bei Männern noch erhöht. Diese Präsenz scheint bei anderen Frauen nicht übermässiges Konkurrenzdenken hervorzurufen. Sie läßt ihre zahlreichen KlassenkameradInnen (bis auf eine intelligente, erfolgreiche und ein paar Jahre ältere Sitznachbarinnen) einfach  an sich abprallen, aber doch so diplomatisch geschickt, dass diese gar nicht erst versuchen, sich gegen sie in Stellung zu bringen, sondern ihre geschlechtliche Vormachtsstellung einfach ignorieren, was wiederum der B. entgegenkommt, da sie sich bestimmt nicht auf eine solche Rolle reduzieren lassen will.

Auffällig auch ihre Größe. Sie ist gefühlte Einssiebenundachtzig, mag sie tatsächlich nur so groß sein wie ich, schien sie mir aber mindestens 5 cm größer. Als imaginäre Drohung im Sinne des Beuys´schen Batteriegedankens stelle ich mir kurz ihren Wohnungsflur mit Spalier stehenden Highheels vor. Diese  kann sie im Falle eines Geschlechterkrieges einsetzen und wäre damit bewaffneter als die TombRaiderJolie mit Schnellfeuerwaffen beidseitig im Anschlag.

Ihr Körperbau: - extrem weiblich; ein Busen tront auf ihrer Brust, derentwegen viele Frauen sie bestimmt gern mit zum Schönheitschirurgen genommen hätten, um: Genau so, genau so soll mein Busen werden...zu sagen; dabei hätte wohl keine Frau dies fertig gebracht, da das geahnte Risiko, ihrer würde trotz überbezahlter, koryfeenhafter chirurgischer Meisterschaft einfach nicht an das Vorzeige-Ideal heranreichen können, und die aufwendig hergestellte, symbolische Bedeutung würde durch das natürliche, unzerstörbare Vorbild in lächerlich-wurschtige Künstlichkeit tragisch zertrümmert, einfach zu gross wäre.

Tja, die B.; immer schlicht, zurückhaltend, auch mal allein unterwegs, dabei natürlich ständig über´s Handy im Kontakt mit ihrem Beschützer, den man sich(zugegeben,ich mir..) groß und stark, eher proletarisch-ludenhaft tätowiert und kahlgeschoren vorstellte, so einer, der die Geräte in der Muckibude regelmässig kaputtbiegt und nicht über seine Opfer redet, das würde auch nicht zu seiner kunstvollen beschützenden Demutshaltung der B. gegenüber passen. Diese Haltung, zugegeben, ich phantasiere, balanciert notgedrungen auf The Razors Edge, man muss wirklich cool sein, um so einem Weib den Partner zu machen (ich möchte nicht tauschen, hätte ständig heissen oder kalten Schweiss auf der Stirn, wüßte 3x am Tag, was Adrenalin ist und hätte bestimmt immer Blähungen vor Aufregung); nicht nur wegen dem fight mit ihr, nein, auch noch mit dem, was und wen SIE fokussiert und denen, die sie zu oft in den Blick nehmen.

Sie ist obercool, als Mann wäre sie Narziß, als Frau ist sie mit ihren anfang Dreißig Fruchtbarkeitssymbol, die Kiezprinzessin, an der man sich ordentlich die Finger verbrennen kann, auf dem Kiez scheint sie zu Hause. Reeperbahn,Seitenstrasse,spät in der Nacht, bei einigen kleinen, vorgebauten und locker hintereinander weggerauchten Joints: sie habe schon als Mädchen in schmutzigen Tunneln getanzt, sie kiffe wegen ihres ADHS –eine pathologische Unruhe merkt man ihr nicht an, aber als sie es erzählt, glaube ich ihr auf´s Wort. Ihre Wahrhaftigkeit, sogenannte Authentizität, springt einen an, ja schmeisst mich um; sogar in ihren Überraschungen ist sie absolut authentisch.(Hubertus Meyer-Burkhardt, „Frauengeschichten“, übernehmen Sie,wenn Sie können! Aber genau das ist es ja: diese FRAU können Sie nicht ins Rampenlicht, scheußliches Wort, bekommen.) In der zweiten Reihe der Persönlichkeiten findet man größere als in der ersten, die B. befindet sich selbstgewählt in der hintersten und überstrahlt alle durch ihre Anonymität und Schlichtheit, als wäre sie eine Unbekannte auf einem Michelangelo-deckengemälde, die man mit nach oben gereckem Hals in 20m Entfernung ungläubig entdeckt, überrascht über die mächtige Frivolität, so nahe an paradiesischer Unschuld.)

Ungesehener Alabasterkörper, nicht zu denken gewesen – die naive Gedankensperre des „Unschuldigen“ - ein natürlicher Schutz des Unterbewußtseins, das verhindert, dass man sich in den Abgrund von sexuellen Tagträumen stürzt : Sie nackt zu denken, geschweige denn, sie mit Geschlechtsverkehr jedweder, nein, Entschuldigung, irgendeiner Art gedanklich in Verbindung zu bringen, hieße, den Rubikon, den point of no return zu passieren; sich naiv-heldenhaft mit kräftigen Arm- und Beinschwüngen in den Strudel des hormonell gesteuerten Emotionssoges zu stürzen, glaubend, man hätte noch irgendeine Kontrolle darüber und könne sich aus eigener Kraft wieder ans Ufer der Beherrschung retten, bevor man in den Fluten ertrinkt wie ein hilflos paddelnder Welpe. Die Evolution ist unerbittlich, die Zeit rennt. Schon bringt sie mich in den frühen Morgenstunden zur Reeper-S-Bahn, ich ringe mir wenigstens, peinlich berührt ob der schützenden Amazonen-Eskorte durch den Nachtschwärmerzombiemob ein ironisches “Danke, Mutti”ab - fast unhörbar-  denn auf ihre Gesellschaft möchte ich denn doch bis zur letzten Minute nicht verzichten. Zuletzt, auf dem Bahnsteig, und wirklich erst beim Ankommen des Zuges, eine schlichte, aber doch Umarmung, mit allen Konsequenzen, die mein vom Tanzen feucht-geschwitztes T-shirt bietet...

Gedicht: Oh Vulva, oh Schutz vor ihr (geb ich zu : fast von Jelinek geklaut) 

TraumA  ödipal gross und nackt steht sie vor mir monumental, gigamental durchdringend selbstsicher lächelnd alles an irgendwie produzierbaren Hormonen wird in meinem Körper ausgeschüttet ich verschwinde im gepflegten Busch ihrer Vulva mir wird schwindelig weiter kann ich nicht denken.

Nachwort: Ich glaub, ich lass mir ´nen Bart wachsen, als Freud´sches Symbol der Nachahmung der weiblichen Geschlechtsbehaarung, als Andeutung, vom konkreten weiblichen Geschlecht(das zwischen den Beinen) “ dämlich beherrscht” zu werden. Gleichzeitig dient es Bartträgern glaube ich als äusserliche Abgrenzung und Schutz vor zu viel Cunnilingus. Auch praktisch: wenn man nicht gemocht werden will, lässt man einfach ein paar Essensreste im Bart hängen.


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5 years ago

Purkinje und Tawara III. und letzter Teil

Nicht der Männer Schlechtigkeit hast du mir gezeigt, sondern der Männer Armut! (frei nach B. Brechts Die Heilige Johanna der Schlachthöfe)

Während sie sich die Handschuhe anzog und ich mich auf der Stuhlkante, sozusagen on the edge in Position begab, fiel mir wieder mein etwas morbider, lückenhafter Zahnstatus ein und ich musste lachen. Ich erklärte ihr umständlich und etwas peinlich berührt den Grund meiner selbstironischen Heiterkeit, den sie bald würde erspüren können. Sie zuckte fast ausdruckslos mit den Schultern und zeigte dem gegenüber eine kühle Gleichgültigkeit, die mir fremd vorkam und die mir imponierte. Jeder andere an ihre Stelle, mich eingeschlossen, hätte lächelnd höflich beteuert, dass einem das nichts ausmachen würde und überflüssige Worte darüber verloren. Sie zeigte mit ihrem mimischen Minimalismus entweder eine kalte Gleichgültigkeit oder aber eine kluge, psychologische Professionalität. Beide Varianten hinterließen Eindruck bei mir und sie erschien  mir irgendwie noch attraktiver, begehrenswerter, obwohl, oder auch gerade weil ich als Behandlungsopfer überhaupt nicht in der Position war, dies auch nur ansatzweise zur Geltung zu bringen. Sie schritt zur Tat und stellte, wie von den Seminarleitern vorgeschlagen, den Fuß auf die Sitzfläche, mit ihrem Knöchel an mein Kreuzbein heran, um meinen Oberkörper schützend zu stabilisieren, umfasste vorsichtig, aber gezielt, als ob sie es täglich praktizierte, routiniert meinen Kopf und wartete auf den gemeinsamen Beginn der Übung auf Anweisung des Leiters. Ich war bestrebt, ihre Finger zu beobachten und stellte meine Aufmerksamkeit auf ihre Tätigkeit in meiner Mundhöhle ein, um ein möglichst fachgerechtes Feedback zu geben. Ich konnte mich darauf überhaupt nicht gut konzentrieren. Die sommerlichen Temperaturen hatten die Raumtemperatur hochgetrieben, geradezu erhitzt. Sie hatte ein schlichtes baumwollenes Kleid an, das eher eng geschnitten war und, für mich unerwartet, hochrutschte. Nun spürte ich plötzlich, wie einen glühenden Pfahl, die Innenseite ihres nahezu nackten Oberschenkels  quer an meinem Rücken von Schulterblatt zu Schulterblatt. Es fing an, quer über meinen Rücken zu brennen. Es trat mir nicht nur innerlich der Schweiß auf die Stirn. Ja, ich war völlig außer mir, um so mehr, da es mir all meine mir zur Verfügung stehende Disziplin verbot, es zu zeigen.

Als sie jedoch, ohne auch nur den Ansatz eines vertraulichen Lächelns zu zeigen, mit dem Finger in meine Wange hineinfuhr und das Ausräumen ohne die geringste Unsicherheit vollzog, geschweige denn ins Stocken geriet, gab ich mich geschwächt dieser Sternstunde des intimen Kontaktes mit dem bestimmt erotischsten Areal am Körper einer Frau hin, dem inneren Oberschenkel nahe der Leiste und sogar, phantasierte ich, der benachbarten Vulva, und ich begann diesen Kontakt äußerst gequält zu genießen.

Gequält, da ich wusste, mehr, beziehungsweise intimeres würde ich von dieser Frau beziehungsweise ihrem Körper nicht zu spüren bekommen und meine Erregung, die ich überhaupt nicht zur Schau trug, kam in ihrer Unterdrückung und Zurückhaltung einem Orgasmus gleich.

Mir erschien meine Erregung wie durch die dunkle Seite des Mondes hervorgerufen. Die straffe, doch paradox weiche, muskulöse, glühende Struktur ihres Oberschenkelbereiches und ihre distale Erektion, die meinen Mund forschend sachlich und unnachgiebig penetrierte, als seien unsere Rollen wie beim Sex, aber vertauscht, nahmen mich in die Zange. Ich hatte in dieser paradox frem-vertrauten Situation die typisch weibliche Rolle des Empfangenden, Passiven inne und fühlte mich gezwungen, wollte ich die Wollust nicht unterbinden, dieser Rolle zu folgen und mich dieser Frau hinzugeben. Wäre ich nur zehn Jahre jünger gewesen, hätte ich diese Situation nicht ausgehalten, zumindest nicht, ich bitte, mir diesen Wahrheitsfetischismus zu verzeihen, ohne Ejakulat in meiner Unterwäsche.

Ich habe keine Ahnung (wie auch), was in ihrem Kopf vorging. Wir haben uns bisher noch nicht wieder gesehen. Aber ich bin wenigstens, insgeheim natürlich hoffend, überzeugt, dass sie sich an mich erinnern würde, ob mit oder ohne sexuelle Assoziationen.

Diese Frau und mit ihr dieses einmalige Erlebnis zogen wie ein Komet, eine strenge, genaue Bahn verfolgend, unbeeinflusst von jedweder irdischen Strömung, immun an mir vorbei; besser noch, durch mich hindurch und ich wusste, es würde, wenn überhaupt, sehr sehr lange dauern, bis ich sie wieder zu sehen geschweige denn zu spüren bekommen würde.

Diese sakrosankte Johanna der Schlachthöfe hat von ihren Höfen gelernt. Sie hat alle Illusionen eingetauscht gegen die harte Währung der Sachlichkeit; wahrscheinlich auch in dem Bewusstsein über die Macht ihrer Erotik als Frau.


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10 years ago

[…]In linken Milieus herrscht größtenteils ein akademisierendes Verhalten vor, das auf einem vom Elternhaus vermittelten Selbstbewußtsein fußt. Im Gegensatz zu Arbeiterkindern fanden die Bürgerkinder in den elterlichen Bücherregalen weder »Micky Maus« noch Arztromane, sondern große Literatur von Schiller bis Joyce, manchmal sogar aufrüttelnde Werke von Marx bis Lenin. Wenn ein Lehrer sie auf dem Zeugnis mit »gut« bewertete, dann wurden die Eltern entweder in der Schule vorstellig, oder sie trichterten den Sprößlingen ein, sich niemals mit einer Zwei zufriedenzugeben, wenn man die Bestnote verdient zu haben glaubt. Sie wurden ermuntert, auf die Kunsthochschule zu gehen, und wenn danach erst mal kein Job rausspringt, kann man diese Phase ja auch mit einer Rundreise durch Südamerika überbrükken. All das, dieses aufbrausende Selbstbewußtsein und diese rebellisch anmutende Widerständigkeit, sind nur deshalb drin, weil stets die Möglichkeit besteht, sich kurzzeitig wieder wie in Kindheitstagen am Geldbeutel der Eltern zu laben und das Budget für neue Abenteuer flugs aufzustocken. Die Möglichkeit des Scheiterns existiert in diesen gelackten Biographien niemals – zumindest nicht im blanken existentiellen Sinne. Das würden die meisten Mittelklasseaktivisten freilich niemals zugeben, und es ist ihnen auch oft nicht bewußt, weil der Aneignungsprozeß dieser akademischen Standards geradezu selbstverständlich im Schoß der Familie geschieht; genauso wie mehrsprachig aufwachsende Kinder unmerklich und ohne echte Anstrengung mehrere Sprachen zugleich lernen. Die Selbstverständlichkeit dieses Aneignungsprozesses wird schnell wieder vergessen und zur Aufrechterhaltung des eigenen Selbstbildes vom aus eigener Kraft zum Intellektuellen mutierten Linken später geradezu hysterisch negiert. […]

aus Christian Baron - Zu hoch für dich. (konkret 05.2013)....

...die Fortführung dieses pubertären Mittelklasserebellentums ist, bei Demonstrationen Steine auf Polizisten zu schmeissen und damit Klassenkampf nach unten zu produzieren; Akademikersöhne/-töchter(?) schlagen auf Abkömmlinge des Kleinbürgertums ein,....wurde seinerzeit schon von Regisseur P.P.Pasolini die Studentenunruhen in Italien betreffend(70er?)  viel treffender formuliert (Konkret 03/2012??)

7 years ago

„Aus Opposition gegen mich selbst“III

Immerhin, denke ich, können sie nicht widerstehen, sich ihn, wie andere Dichter auch, anzueignen, ungefährlich zu machen; und sie hocken mit ihrem blanken Arsche archaisch auf ihrer Beute wie Höhlenbewohner, ihn zuzurichten und ihn letzten Endes, da er widersteht, widerständig ist, hinzurichten – obwohl das bestimmt noch ein Jahrhundert dauert, wie zum Beispiel mit Heine, von dem ich im Radio hörte, sein berühmter Onkel Salomon, der sich Mitte neunzehnten Jahrhunderts nach dem großen Hamburger Brand beim Wiederaufbau Hamburgs größte Verdienste erwarb und als Jude trotzdem zeitlebens kein Haus in der Hansestadt erwerben durfte, habe ihm, Heinrich, eine Tuchhandlung am Jungfernstieg überlassen. Da Heinrich jedoch dem Gerücht zufolge das Kuchenessen und flanieren an der Binnenalster vorzog, geriet das Geschäft in Konkurs, worauf sein Selfmade-Onkel dem dekadenten Bohèmien und heutigen literarischen Widerständler anstandslos ein Jurastudium inklusive Unterhalt finanzierte. Heinrich selbst soll dies als selbstverständlich bezeichnet haben; er stelle seiner Familie ja immerhin den dichterischen Ruhm zur Verfügung, der alte Puffbarde, kein Vergleich zu Bernhard, obwohl dieser zugegebener Maßen in einer völlig andern Epoche lebte. Heine musste Georg Büchner, den Namenspaten des von Bernhard erhaltenen und geduldeten gleichnamigen und höchsten Literaturpreises der Republik irgendwie gekannt haben; dieser war aber zur zweiten Lebenshälfte Heines 1837 leider schon unverdient tot. Aber gut, im Heine-Büchner-Vergleich(Stiftung Warentest 07/93) schneidet der Heinrich bei mir nicht besonders gut ab(habe aber auch nicht viel von beiden gelesen, muss ich noch nachholen).


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8 years ago

diary 23.09.2015

kann(!?) zur zeit leider nicht mehr anbieten als diesen dürftigen unvollendet gebliebenen tagebucheintrag vom september 2015: Gottfried Benn gelesen"Über mich selbst"von 1956, schwer beeindruckt ob der Fülle dieses bescheiden auftretenden Bändchens. Radikal in sich gekehrte expressionistische Lyrik. Begriff des Intellektualisten, klären. Widersprüchlichkeit als geistige Hegemonie!

Leere als Produkt des geschlechtlich- evolutionären Hormonenergie. Drang des evolutionären Bewusstseins ins biologische, determinierte. Makrosymbolik organischer Vorgänge erhebt sich ins Bewusstsein und verlacht den Intellekt, der sich verbissen gegen eine sexualisierte Festschreibung des Verhaltens aufbäumt, erektiv an seine potentielle Grenzen stösst und verlacht wird von der Fruchtbarkeit sexuell ...


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1 year ago
Sexismus Heute : Antoine De Saint-Exupéry Et Son Petit Prince In The Desert

Sexismus heute : Antoine de Saint-Exupéry et son petit prince in the desert


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